Drama, USA 2003, 111 Min
Für die schauspielerische Leistung des Jahres gewann Charlize Theron einen Oscar, einen Golden Globe und einen Silbernen Bären. Ihr Portrait einer siebenfachen Mörderin ist unvergesslich
Mit fettigen Haaren, billigen Jeans und einem Portemonnaie, in dem ständig Ebbe herrscht, schleppt sich Aileen Wuornos (Charlize Theron) durchs Leben. Eine feste Bleibe hat die junge Frau nicht. 20, maximal 30 Dollar verdient sie, wenn sie zu einem Freier ins Auto steigt. Es ist eine fürchterlich trostlose Existenz, von der sie weiß: Raus kommst du da nie. Irgendwann tötet sie einen Kunden - aus Notwehr, er hatte sie brutalst vergewaltigt, mit Benzin übergossen und wollte sie anzünden. Sechs Morde später geht sie in die Kriminalgeschichte ein: als erste US-Serienmörderin. Denn es ist eine wahre Geschichte, die Regisseurin Patty Jenkins mit "Monster" erzählt.
Die Geschichte einer Frau, der das Leben - oder das, was wir uns gemeinhin darunter vorstellen - abhanden gekommen ist, eine, die an den ausgefransten Rändern trister Kaffs irgendwo in Florida ihr Dasein fristet. Als Kind hatte Aileen, wie sie aus dem Off erzählt, hochfliegende Träume; in einen einzigen qualvollen Sturz haben sie sich verwandelt. Und die blauen Flecken, die sie sich dabei an Leib und Seele holt, macht Aileen-Darstellerin Charlize Theron auf so unglaublich authentische Art erfahrbar, wie es wohl kaum jemand von dem Ex-Model erwartet hätte.
30 Pfund futterte sich die 28-jährige Südafrikanerin ("The Italian Job") für diese Rolle an, saß jeden Morgen stundenlang in der Maske, wo man ihr falsche Zähne einsetzte und eine fleckige, teigige Haut verpasste. Doch Charlize Therons Auftritt ist mehr als ein Spezialeffekte-Stunt. So wie Theron ungelenk durch die Gegend trampelt, als wäre sie in ihrem Körper nicht zu Hause, wie sie die Mundwinkel verkrampft nach unten zieht, wenn sie zu lächeln versucht, wie ihr Blick keine Ruhe findet - da lässt sich die ganze Qual und Bürde eines Lebens an ihrer Körpersprache ablesen, all die widerstreitenden Gefühle zwischen Frust, Sehnsucht, Hass und, jawohl, so etwas wie Liebe.
In einer Lesben-Bar lernt Aileen die jüngere Selby (Christina Ricci) kennen. Sie ziehen zusammen, zwei Frauen, die weniger Liebhaberinnen sind als ein bizarres Mutter-Tochter-Gespann. Doch ihre Beziehung, in der es kurz so scheint, als würde der viel beschworene American Dream für dieses tragisch naive Duo wahr, beschleunigt nur Aileens Niedergang. "Monster" nervt weder durch frauenbewegte Betroffenheit, noch will der Film, den Charlize Theron selbst produzierte, Mitleid für seine Antiheldin schinden. Mit ihrem beklemmenden Portrait glückt Jenkins und Theron der Versuch, Aileen Wuornos in ihrer ganzen monströsen Zerrissenheit zu zeigen. "Monster!", das sagt sich so leicht, wenn man mit dem Finger auf einen abartigen Menschen zeigt. Nach diesem Film vielleicht nicht mehr.
Fazit: Vom Opfer zur Täterin: verstörendes Psychogramm einer Serienmörderin ohne Gnade